Schwierige Vermittlung am Quartier V

Der Blick vom Altmarkt zur Frauenkirche wird künftig durch die neuen Gebäude des QV/2 teilweise verstellt.
Bildnachweis: Kupferschmidt Architekturpartner

Nach rund zehnjähriger Planungsgeschichte soll das Quartier V/1 am Neumarkt endlich bebaut werden. Es ist der dritte Anlauf, auf dem unmittelbar an das rekonstruierte „Köhlersche Haus“ sowie den Kulturpalast angrenzenden Baufeld für einen Übergang zwischen dem modernen und dem historischen Teil der Dresdner Altstadt zu sorgen.

Es handelt sich um eine denkbar schwierige Vermittlungsaufgabe: der architektonische Kontrast zwischen den kleinteiligen, nach barockem Vorbild rekonstruierten Häusern am Neumarkt und der wuchtigen, schnörkellosen Gebäudemasse des Kulturpalasts könnte kaum größer sein.  Aber auch die Wohnzeilen an der Nordseite der Wilsdruffer Straße stellen die Planer vor Herausforderungen; unvermittelt treffen die verschiedenen Baustile aus der Zeit des Barock, der frühen Nachkriegszeit sowie der Moderne der späten 1960er Jahre aufeinander.

Zudem verstellt – unabhängig von der letztendlich gewählten Formensprache – jedes Gebäude an diesem Ort den direkten Blick vom Altmarkt zur Frauenkirche;  die Neubebauung riegelt das Neumarkt-Areal zum Altmarkt hin ab. Zwar wird mit dem Bauvorhaben nach fast 70 Jahren ein Teil des historischen Straßengrundrisses der Dresdner Altstadt wieder hergestellt; nichtsdestotrotz wiegt der Verlust der einzigen direkten Sichtachse zwischen den beiden wichtigsten Plätzen der inneren Altstadt schwer.

Verworfen: Entwurf für ein mit einer modernen Ornamentik versehenes “Blumenhaus” aus dem Jahre 2002.
Bildnachweis: planpartner architekten

2002 hatten planpartner architekten mit ihrem „Blumenhaus“ das Konzept einer modernen Ornamentik am Neumarkt vorgestellt, waren jedoch bei den Freunden des historischen Wiederaufbaus auf erheblichen Widerstand gestoßen. Der Entwurf verschwand schließlich in der Schublade, bis 2009 ein Architekturwettbewerb ausgelobt wurde, aus dem ein Beitrag des Dresdner Büros F29 Architekten als Sieger hervorging.  Der Entwurf bezog sich ausdrücklich nicht nur auf die Proportionen des barocken Nachbargebäudes, sondern insbesondere auch auf das Fassadenraster des Kulturpalasts sowie der Wohnbebauung der Wilsdruffer Straße aus den 1950er Jahren. Diese Entwurf stieß bei der Gesellschaft Historischer Neumarkt auf noch entschiedenere Ablehnung als der „Blumenhaus“-Vorschlag von 2002. Die Bürgerinitiative forderte gar, das Wettbewerbsergebnis formal aufheben zu lassen.

Verworfen: der Wettbewerbssieger des Architekturwettbewerbs für das Quartier V aus dem Jahre 2009.
Bildnachweis: F29 Architekten

Wieder wurde es still um das Projekt, bis im Juni 2011 auf  einer Bautafel Entwürfe des Münchner Büros Kupferschmidt Architekten für das Quartier V zu sehen sind; hierbei handelt es sich um eine überarbeitete Fassung des seinerzeit zweitplatzierten Wettbewerbsbeitrags aus dem Jahre 2009. Ein genauer Zeitplan für die Realisierung des Bauvorhabens existiert derzeit (Stand: Juli 2011) noch nicht.

Das neue Quartier V/2 vom Neumarkt gesehen, links das rekonstruierte Köhlersche Haus.
Bildnachweis: Kupferschmidt Architekturpartner

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