Daran, dass der Dresdner Neumarkt heute in weiten Teilen wieder von rekonstruierten Barockfassaden geziert wird, hat die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) nicht unerheblichen Anteil. Seit Jahren kämpft der Dresdner Bürgerverein unermüdlich um jedes einzelne Baufeld, immer geleitet von dem Bestreben, rund um die Frauenkirche so viel wie nur irgend möglich von dem alten Antlitz der Stadt wieder auferstehen zu lassen.
Nach 10-jährigem Bestehen entschloss sich der Verein, auch auf das Baugeschehen auf der anderen Elbseite — vornehmlich dem Gebiet des Neustädter Marktes — Einfluss zu nehmen. “Nur wenigen ist noch bewusst, dass der Neustädter Markt zusammen mit dem Neumarkt bis 1945 zu den schönsten und wichtigsten Platzanlagen Dresdens gehörte. Das ursprüngliche Erscheinungsbild des Neustädter Marktes ist jedoch heute leider weitgehend unbekannt”, heißt es auf einer eigens dafür kreierten Website.Â
Entsprechend engagiert zeigte sich der Verein, als im Februar 2010 die Pläne des Weimarer Investors Florana KG bekannt wurden, ein lange gehegtes Ziel der Dresdner Stadtplanung zu verwirklichen: An der Hauptstraße, der zentralen Fußgänger- und Einkaufsmeile der Inneren Neustadt, sollte eine unansehliche Plattenbauzeile abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt werden. Mit dem Neubau sollte zugleich ein Durchbruch zur Heinrichstraße geschaffen werden, um das dahinter liegende Barockviertel besser an die Hauptstraße anzubinden.
Der in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Knerer & Lang präsentierte Entwurf stellt einerseits die alten Baufluchten wieder her, orientiert sich aber bei der Gestaltung von Dach und Fassaden deutlich an dem aus den 1970er Jahren stammenden Gebäudebestand der Hauptstraße.
Kritiker bemängelten, ein Plattenbau werde durch einen anderen ersetzt; die Architektursprache sei dem Umfeld nicht angemessen. Die Gesellschaft Historischer Neumarkt, die zunächst auf der Rekonstruktion der barocken Vorkriegsbebauung beharrt hatte, präsentierte als Alternative schließlich den Vorschlag einer kleinteiligen, zeitgenössischen Bebauung. Der Entwurf fand keine Beachtung.
Der Abriss der alten Plattenbauzeilen wurde im Februar 2011 abgeschlossen; die Fertigstellung des Wohn- und Geschäftsgebäudes gemäß den Plänen des Architekten Thomas Knerer ist für 2012 vorgesehen.